„Diversity“ ist wohl eines der bedeutendsten Buzzwords unserer Zeit. Das gilt auch für die Geschäftswelt, denn Vielfalt am Arbeitsplatz ist nicht nur ein grundlegendes ethisches Gebot, sondern auch ein entscheidender Erfolgsfaktor. Diversity Management, also das bewusste und strategische Management von Vielfalt, gewinnt daher zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die Diversität in ihren Arbeitsalltag integrieren, profitieren von einer Vielzahl von Vorteilen – von gesteigerter Kreativität und Innovationskraft bis hin zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und besseren Ergebnissen. In diesem Blogpost werfen wir einen Blick auf die Hintergründe und Potenziale von erfolgreichem Diversity Management und geben Ihnen außerdem ein paar Best Practices mit auf den Weg.
Was ist Diversity Management?
Diversity Management (dt.: Diversitätsmanagement) bezeichnet die strategische und bewusste Gestaltung von Vielfalt in Unternehmen. Es geht darum, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Mitarbeitenden zu erkennen, wertzuschätzen und produktiv zu nutzen. Ziel ist es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden unabhängig von ihren individuellen Merkmalen wie Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, sexuelle Orientierung, Religion oder Behinderung gleichberechtigt arbeiten und ihre Potenziale entfalten können.
Zu den Hintergründen
Die Entwicklung des Diversity Managements hat verschiedene Wurzeln, darunter in den USA und in Europa. In der Auseinandersetzung und Weiterverbreitung dieses Konzepts sind regionale Unterschiede zu verzeichnen, die häufig auf das komplexe Zusammenwirken historischer, demografischer, politischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Rahmenbedingungen zurückzuführen sind. Zu den besonders prägenden Meilensteinen in der Geschichte des Diversity Managements gehören die Bürger- und Frauenrechtsbewegungen in den USA des 19. und 20. Jahrhunderts. Diese Bewegungen kritisierten die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Geschlecht und anderen Merkmalen, setzten sich für Frauenrechte ein und kämpften gegen die Sklaverei.
In den 1960er Jahren entstanden weitere Empowerment-Bewegungen in den USA, und mit dem Civil Rights Act von 1964 wurde die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe und Geschlecht gesetzlich untersagt. Unter anderem durch diese Neuerung wurde Diversity Management auch für Unternehmen zunehmend bedeutsamer. Seitdem sind – auch außerhalb der USA – weitere Regelungen in Kraft getreten, darunter die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die UN, Artikel 1 der Europäischen Menschenrechtskonvention sowie in Deutschland das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Diese sollen dafür sorgen, dass Diskriminierung in allen Lebensbereichen reduziert wird und gleiche Chancen für alle Menschen geschaffen werden.
Die Dimensionen von Diversität
Diversität am Arbeitsplatz kann viele verschiedene Dimensionen umfassen. Leider finden auf Grundlage dieser Merkmale noch immer viel zu häufig Diskriminierung und vorurteilsbasierte Benachteiligung statt, zum Beispiel in Form von rassistischer, homophober oder Altersdiskriminierung. Um dem entgegenzuwirken, sollte Diversität gefördert und in allen Lebensbereichen repräsentiert werden. Zu den wichtigsten Dimensionen gesellschaftlicher Diversität zählen:
- Geschlecht und Identität: Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen sowie Unterstützung von Mitarbeitenden aus der LGBT*IQ-Community
- Alter: Integration von Mitarbeitenden verschiedener Altersgruppen, von jungen Talenten bis zu erfahrenen Fachkräften
- Ethnische Herkunft: Anerkennung und Wertschätzung unterschiedlicher kultureller Hintergründe und Erfahrungen
- Sexuelle Orientierung: Schaffung eines offenen und sicheren Arbeitsumfelds für alle sexuellen Orientierungen
- Religion und Weltanschauung: Respekt und Toleranz gegenüber verschiedenen religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen
- Behinderung: Inklusion von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen und Anpassung der Arbeitsumgebung an ihre Bedürfnisse
Durch die Berücksichtigung dieser und weiterer Dimensionen kann ein Unternehmen ein vielfältiges und inklusives Arbeitsumfeld schaffen, das nicht nur die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeitenden steigert, sondern auch die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens insgesamt stärkt.
Vorteile von Vielfalt am Arbeitsplatz
Kreativität und Innovation
Vielfalt am Arbeitsplatz bringt eine breite Palette von Perspektiven, Erfahrungen und Ideen zusammen, die die Kreativität und Innovationskraft eines Unternehmens erheblich steigern können. Wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Sichtweisen zusammenarbeiten, entstehen oft innovative Lösungen und unkonventionelle Denkansätze, die die Teamdynamiken und den Unternehmenserfolg nachhaltig fördern. Diese Vielfalt an Ideen kann besonders in der Produktentwicklung, im Marketing und in der Problemlösung von großem Vorteil sein.
Verbesserte Problemlösungsfähigkeiten
Teams, die aus einer vielfältigen Gruppe von Menschen bestehen, sind in der Regel besser in der Lage, komplexe Probleme zu lösen. Unterschiedliche Denk- und Herangehensweisen ermöglichen es, Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und umfassendere und effektivere Lösungen zu entwickeln. Die Fähigkeit, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren, führt zu fundierteren Entscheidungen und kann das Risiko von Fehlentscheidungen verringern.
Höhere Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung
Ein inklusives Arbeitsumfeld, das Vielfalt wertschätzt und fördert, trägt zur Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden bei. Wenn sich Mitarbeitende respektiert und wertgeschätzt fühlen, steigt ihre Motivation und ihr Engagement. Dies führt zu einer höheren Arbeitszufriedenheit, geringeren Fluktuationsraten und einer stärkeren Identifikation mit dem Unternehmen. Eine inklusive Unternehmenskultur kann zudem dazu beitragen, dass Talente aus unterschiedlichen Hintergründen angezogen und gehalten werden.
Bessere Kundenorientierung und -verständnis
Ein diverses Team kann besser auf die Bedürfnisse und Erwartungen einer vielfältigen Kundenbasis eingehen. Mitarbeitende, die die kulturellen und sozialen Hintergründe der Kunden teilen, können deren Bedürfnisse und Wünsche besser verstehen und somit gezielter darauf eingehen. Dies verbessert die Kundenbindung und -zufriedenheit und kann zu einer größeren Marktreichweite führen. Unternehmen, die Diversität fördern, sind besser in der Lage, neue Märkte zu erschließen und sich auf internationaler Ebene zu behaupten.
Wirtschaftliche Vorteile und bessere Geschäftsergebnisse
Studien wie die von McKinsey & Company („Diversity Wins: How Inclusion Matters“ von 2020) haben gezeigt, dass Unternehmen mit einer hohen Vielfalt in der Belegschaft oft bessere finanzielle Ergebnisse erzielen. Vielfältige Teams sind agiler, innovativer und anpassungsfähiger, was zu einer höheren Wettbewerbsfähigkeit führt. Zudem kann Diversity Management das Unternehmensimage positiv beeinflussen, was wiederum Kunden, Investoren und Geschäftspartner anzieht. Unternehmen, die Vielfalt aktiv fördern, sind besser positioniert, um im globalen Markt erfolgreich zu sein.
Insgesamt ist Vielfalt am Arbeitsplatz nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch ein entscheidender Faktor für das wertebasierte Selbstverständnis und den geschäftlichen Erfolg. Durch die Förderung einer vielfältigen und inklusiven Unternehmenskultur können Unternehmen ihre Innovationskraft steigern, die Zufriedenheit und Loyalität ihrer Mitarbeitenden erhöhen und ihre Marktposition verbessern.
Herausforderungen und Best Practices im Diversity Management
Mögliche Herausforderungen bei der Implementierung von Diversity-Strategien
Die Implementierung von Diversity-Strategien kann mit verschiedenen Herausforderungen verbunden sein. Eine der größten Hürden ist die Schaffung eines echten Verständnisses und Engagements für Vielfalt auf allen Ebenen des Unternehmens. Oft fehlen klare Richtlinien, Kapazitäten und Strukturen, um Diversity-Strategien effektiv umzusetzen. Weitere Herausforderungen umfassen Widerstände gegen Veränderungen, insbesondere wenn bestehende Unternehmenspraktiken und -kulturen infrage gestellt werden. Es kann auch schwierig sein, messbare Ziele und Kriterien für den Erfolg von Diversity-Programmen zu definieren und zu verfolgen.
Unbewusste Vorurteile und Diskriminierung
Unbewusste Vorurteile, in der Psychologie auch als Unconscious Bias bezeichnet, sind tief verwurzelte Stereotypen und Annahmen, die unbewusst das Verhalten und die Entscheidungen von Menschen beeinflussen. Diese Vorurteile können zu diskriminierendem Verhalten führen und die Bemühungen um Vielfalt und Inklusion untergraben. Beispielsweise können unbewusste Vorurteile dazu führen, dass bestimmte Gruppen bei Beförderungen oder Einstellungsverfahren benachteiligt werden. Es ist daher entscheidend, diese Vorurteile zu erkennen und gezielt dagegen anzugehen.
Maßnahmen und Best Practices zur Förderung von Vielfalt
Um Vielfalt effektiv zu fördern, sind gezielte Maßnahmen und Best Practices erforderlich. Dazu gehören unter anderem:
- Schulung und Sensibilisierung: Schulungsprogramme zur Sensibilisierung für unbewusste Vorurteile sowie zur Förderung sozialer und interkultureller Kompetenzen sind essenziell. Diese Schulungen sollten regelmäßig durchgeführt und für alle Mitarbeitenden zugänglich sein.
- Vielfalts-, Gleichstellungs- und Inklusionsbeauftragte: Die Ernennung von Verantwortlichen für Diversity und Inklusion, die strategische Initiativen entwickeln und umsetzen, kann helfen, Vielfalt gezielt zu fördern. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sich jemand aktiv dafür zuständig fühlt und wichtige Maßnahmen nicht als optionale To Dos auf der Liste nach unten rutschen.
- Vielfaltsfreundliches Recruiting: Die Einführung diversitätsfreundlicher Einstellungsverfahren, die auf Chancengleichheit und die Beseitigung von Vorurteilen abzielen, kann die Vielfalt im Unternehmen erhöhen. Auch in diesem Bereich sollten Personalverantwortliche gezielt geschult werden, um von Anfang an unvoreingenommen an den Recruiting-Prozess heranzugehen.
- Mentoring- und Förderprogramme: Spezielle Programme zur Unterstützung und Förderung unterrepräsentierter Gruppen können dazu beitragen, Karrieremöglichkeiten zu erweitern und eine inklusive Unternehmenskultur zu stärken.
Beispiele erfolgreicher Diversity-Programme in Unternehmen
Verschiedene Unternehmen haben erfolgreiche Diversity-Programme implementiert, die als Best Practices dienen können:
- Deutsche Telekom: Die Deutsche Telekom setzt auf eine umfassende Diversity- und Inklusionsstrategie. Dazu gehört auch das Mitarbeitenden-Netzwerk „MagentaPride“, das Veranstaltungen und Sensibilisierungsmaßnahmen anbietet und die Mitglieder der LGBT*IQ-Community aktiv unterstützt.
- Google: Als großer Arbeitgeber fördert Google durch Programme wie „Women Techmakers“ gezielt Frauen in technischen Berufen und veranstaltet weltweit Events zur Vernetzung und Sichtbarkeit von Frauen in dieser Branche.
- SAP: Auch SAP engagiert sich für Inklusion und hat das Programm „Autism at Work“ gestartet, um Menschen mit Autismus berufliche Möglichkeiten zu bieten und ihre einzigartigen Fähigkeiten zu nutzen.
Diese und viele weitere Beispiele zeigen, dass durch gezielte Maßnahmen und eine klare Strategie Diversity Management erfolgreich in die Unternehmenskultur integriert werden kann. Es ist jedoch wichtig, dass diese Maßnahmen kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt werden, um den sich wandelnden Anforderungen und Herausforderungen gerecht zu werden. Zudem sollte der Fokus selbstverständlich nicht auf der Imagepflege, sondern auf dem tatsächlichen Engagement und den wirklichen Fortschritten liegen!
Auf einen Blick
Die Förderung von Vielfalt und Inklusion am Arbeitsplatz ist ein fortlaufender Prozess, der erhebliches Engagement erfordert. Es kommt nicht nur auf das verantwortungsbewusste Handeln der Führungskräfte und Personalbeauftragten an, sondern auf alle Mitglieder eines Unternehmens, die aktiv zu einem wertebasierten Miteinander beitragen können.
Vielfältige Teams sind kreativer, innovativer und besser in der Problemlösung, da sie unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen einbringen. Daher ist Diversity Management nicht nur eine ethische und soziale Notwendigkeit, sondern bringt auch messbare Erfolge für Unternehmen mit sich.
Zukünftig wird die Bedeutung von Vielfalt weiter zunehmen. Gleichstellungs-, Diversity- und Inklusionsbeauftragte spielen eine zentrale Rolle bei der Unterstützung dieses Wandels. Unternehmen, die Vielfalt fest in ihre Strategie integrieren, fördern nicht nur die Zufriedenheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden, sondern stärken auch ihre sozialen Werte, ihre Unternehmenskultur und ihr Engagement für eine gerechtere Gesellschaft. Dies trägt maßgeblich zu einer nachhaltigen und positiven Entwicklung der Unternehmenslandschaft bei.
Zum Download:
Weiterführende Links: Vielfalt am Arbeitsplatz
Weiterbildung hilft! Daher ist es empfehlenswert, sich kontinuierlich mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen und im Austausch zu bleiben. Die folgenden Links bieten einen Einstieg in die weiterführende Beschäftigung mit Vielfalt in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft allgemein:
- Studie von McKinsey & Company: „Diversity Wins: How Inclusion Matters“: https://www.mckinsey.com/featured-insights/diversity-and-inclusion/diversity-wins-how-inclusion-matters
- Informationen zu Diversity in der Arbeitswelt: https://www.charta-der-vielfalt.de/
- Veranstaltungskalender von Charta der Vielfalt: https://www.charta-der-vielfalt.de/ueber-uns/aktuelles/veranstaltungen/
- KMU-Gleichstellungscheck des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/155340/8187251d391f18eb26b85731050df54c/gleichstellungscheck-fuer-kleine-und-mittlere-unternehmen-kmu-gleichstellungscheck-data.pdf
- Tipps für inklusives Wording: https://www.myability.org/wissen/inklusion-unternehmen/erfolgsfaktoren/inklusives-wording
- Glossar für diskriminierungssensible Sprache von Amnesty International: https://www.amnesty.de/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache
- Guides, Events und Stories von Prout at Work für queere Vielfalt am Arbeitsplatz: https://www.amnesty.de/glossar-fuer-diskriminierungssensible-sprache
Quellen:
https://erwachsenenbildung.at/themen/diversitymanagement/grundlagen/geschichte.php